Kölner Liste | Wie sinnvoll ist sie wirklich?

Wie sinnvoll ist die Kölner Liste?

ArkadiGründer von eiweisspulver-test.com & suppculture

Doping ist gerade im Bodybuilding ein Thema, das kaum wegzudenken ist – doch wer den Anspruch hat, seinen Körper ohne Zuhilfenahme verbotener und oft gesundheitsschädlicher Substanzen zu formen und zu stärken, für den wird das schnell zum Problem.

Verunreinigte Nahrungsergänzungen sind ein Grund, der zu unbeabsichtigter Aufnahme von anabolen Steroiden und Co. führen kann – und der für einen Spitzensportler schnell das Aus bei einem Wettkampf bedeuten kann.

Und auch für Freizeitsportler gehören verbotene Substanzen natürlich nicht in Supplements – beliebte Anlaufstelle ist hier die Kölner Liste.

Aber was ist die Kölner Liste eigentlich und sind die Angaben wirklich verlässlich? Wir sind tiefer in das Thema eingestiegen und haben einige Punkte gefunden, die die Euphorie deutlich dämpfen.

Unabhängige Analyse – Die Köllner Liste

Wer sich in Sachen verbotene Substanzen in Supps schon einmal informiert hat, der wird auf die Kölner Liste gestoßen sein – eine Produktdatenbank, in der aktuell über 800 Produkte gelistet sind. Aber welchen Zweck verfolgt die Kölner Liste eigentlich?

Ganz einfach: Um das Dopingrisiko für Profis wie Freizeitsportler gleichermaßen zu reduzieren, werden hier Produkte aufgelistet, die in einer unabhängigen Laboranalyse entsprechend bestimmte Substanzen nicht aufweisen – und damit mit einem minimierten Dopingrisiko behaftet sind.

Moment Mal – Die Hersteller schicken ihre Produkte selber ein?

Ganz genau. Da stellt sich natürlich die Frage, inwiefern sichergestellt werden kann, dass nicht einzelne Proben sauber gehalten und eingeschickt werden, während der Rest der Produktion kontaminiert ist – leider muss man sich hier aber darauf verlassen, dass der Hersteller tatsächlich eine Originalverpackung aus der normalen Produktion einsendet, denn für die Laboranalyse werden keine Probepackungen „undercover“ bestellt.

Zusätzlich ist eine Selbstauskunft vom Hersteller nötig, in der zwei Fragen beantwortet werden müssen.

Insgesamt also verhältnismäßig wenig Aufwand und auch geringe Kosten (Laboranalyse einmalig 420 €, dazu 300 € pro Produkt und Jahr für die Listung in der Datenbank) für das Unternehmen – dafür aber ein großer Vertrauensgewinn. Und für die Betreiber der Kölner Liste vermutlich ein lukratives Geschäft.

Auf die Richtigkeit der Angaben bei der Selbstauskunft und das ordnungsgemäße Einschicken einer Originalverpackung für die Produktanalyse muss man sich dann allerdings einfach verlassen – denn zwar werden rechtliche Konsequenzen für falsche Angaben angemahnt, selbst überprüft wird aber leider nicht.

Ist das Dopingrisiko bei Supplements so präsent?

Definitiv – in diesem Zusammenhang gibt es eine bekannte Studie, die von der Deutschen Sporthochschule in Köln unter Förderung des IOC (Internationales Olympisches Komitee) durchgeführt wurde.

Dazu wurden Nahrungsergänzungsmittel aus 13 verschiedenen Ländern auf Anabolika und Prohormone hin getestet – 15% der Ergebnisse waren positiv, obwohl sich natürlich kein Hinweis auf solche Substanzen auf der Verpackung fand.

Ein Problem ausländischer Supps?

Nein – denn immerhin 11% der getesteten Produkte aus Deutschland enthielten ebenfalls die verbotenen Substanzen. Grund genug, eine unabhängige Stelle ins Leben zu rufen, die Analysen erstellt und Ergebnisse veröffentlicht.

(Quelle: „Analysis of Non-Hormonal Nutritional Supplements for Anabolic-Androgenic Steroids – Results of an International Study“ , 2004)

Inwiefern sich die Situation seitdem geändert hat, ist aktuell noch nicht bekannt – momentan führt das Institut für Biochemie an der DSHS Köln allerdings eine Folgestudie im Auftrag der WADA (World Anti-Doping Agency) durch, deren Ergebnisse hoffentlich bald vorliegen.

Theoretisch ist hier also das Beeinflussen der Testergebnisse möglich?

Zwar unterstellen wir das natürlich keinem Hersteller, doch der Kölner Liste als unabhängige Institution ist es nicht möglich, zu überprüfen, ob tatsächlich eine Originalverpackung eingeschickt und die Selbstauskunft korrekt gegeben wurde.

Damit ist es theoretisch möglich, die Ergebnisse zu verfälschen und trotz verbotener Substanzen im Supplement eine saubere Analyse zu erhalten und auf der Liste zu landen – was natürlich für Wettkampfathleten und Hobbysportler gleichermaßen unglücklich wäre.

Bis zu einem gewissen Punkt muss man den Herstellern auf der Liste also vertrauen, dass sie sich an die Regeln halten und keine juristischen Konsequenzen riskieren – gänzlich ausschließen kann man das aber natürlich nicht, was die Ergebnisse für uns doch etwas an Wert verlieren lässt.

Wer steckt hinter der Kölner-Liste?

Initiiert wurde die Liste vom Olympiastützpunkt Rheinland, um unter anderem den eigenen Sportlern mehr Sicherheit im Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln zu bieten – und natürlich auch für jeden anderen Transparenz zu schaffen.

Durchgeführt werden die Analysen vom Zentrum für präventive Dopingforschung an der DSHS Köln, die auch schon für die eben zitierte Studie verantwortlich war.

Um alles Organisatorische rund um die Liste kümmert sich eine Agentur mit dem Namen HEIMSPIEL, die auch Ansprechpartner bei Fragen von Sportlern oder Unternehmen rund um die Kölner Liste ist.

Auf was werden die Supplements getestet?

Während Produkte für eine Aufnahme auf der Kölner Liste ursprünglich nur auf Anabolika und Prohormone hin untersucht wurden, wird mittlerweile auch auf Stimulantien hin getestet – denn diese Gruppen sind die verbotenen Substanzen, die in den allermeisten Fällen zu einer Verunreinigung führen.

Kommt diese Analyse zu dem Ergebnis, das im getesteten Produkt keine der genannten Substanzen enthalten ist, kann es in die Produktdatenbank aufgenommen werden.

Daneben beantworten die Hersteller außerdem zwei Fragen, deren Antworten die Einschätzung des Restrisikos erleichtern.

“Werden von dem bzw. den Unternehmen, die am Produktionsprozess beteiligt sind, auch Prohormone bzw. Anabolika produziert?”
“Kann im Herstellungs-, Verarbeitungs-, Vertriebsprozess ein Kontakt mit Prohormonen bzw. Anabolika ausgeschlossen werden?”

Wie kommt ein Produkt auf die Kölner-Liste?

Die Analysen der Produkte sind zwar vollkommen unabhängig von den Unternehmen, diese müssen ihre Nahrungsergänzungsmittel allerdings aktiv für einen Platz auf der Liste „anmelden“ – und auch die Kosten der Analyse in Höhe von 420 € übernehmen.

Der Hersteller schickt dann also eine Originalverpackung aus einer aktuellen Produktionscharge nach Köln, wo sie vom Labor untersucht wird – wenn alles in Ordnung ist, kann der Hersteller seinen Platz auf der Kölner Liste einnehmen und erscheint in der Produktdatenbank.

Ist ein Produkt garantiert dopingfrei, wenn es auf der Kölner Liste auftaucht?

Nein. Und das hat den ganz einfachen Grund, dass immer nur eine Verpackung getestet und damit nur eine Produktionscharge überprüft wird – in einer nächsten Charge könnte das Ergebnis anders aussehen.

Deshalb ist auch die Selbstauskunft des Herstellers ein wichtiger Ansatzpunkt, um das Restrisiko zu beurteilen – denn wenn der Hersteller auch Substanzen herstellt oder verpackt, die in Deutschland verboten sind, kann es in diesem Zuge natürlich leichter zu Verunreinigungen kommen.

Werden dagegen keine dopingrelevanten Substanzen in den gleichen Bereichen hergestellt, verpackt oder gelagert, ist das Dopingrisiko so weit wie möglich minimiert.

Aber auch hier wieder der Einwand: Es handelt sich um eine Selbstauskunft des Herstellers, keine überprüfte Tatsache – hier ist also theoretisch eine Falschangabe möglich, wenn ein Hersteller das Risiko der juristischen Konsequenzen auf sich nimmt.

Das Verfahren der Kölner Liste

Unabhängige Laboranalyse

Selbstauskunft der Hersteller

Regelmäßige Wiederholung

Wie kommen die verbotenen Substanzen in die Supplements?

Eine berechtigte Frage, schließlich sollte man bei einem Lebensmittel doch sicherstellen können, was am Ende in der Verpackung landet – und wenn der Hersteller nicht absichtlich entsprechende Substanzen verwendet (was in den allerwenigsten Fällen so ist), dann sollte man Verunreinigungen doch eigentlich ausschließen können?

Kann man aber nicht – denn da die Supplements vieler Hersteller in den gleichen Produktionsanlagen verarbeitet werden, kann es unter Umständen passieren, dass Rückstände des zuvor gemischten oder abgefüllten Produkts in der Verpackung des nächsten Herstellers landen.

Und da die verarbeitenden Firmen selbst nicht immer genau wissen (können), was da in ihren Mischanlagen und Tablettenpressen landet, gibt es nie eine hundertprozentige Sicherheit – gewissenhafte Reinigung der Maschinen ist das einzige Gegenmittel.

USA und China – wieso gab es hier so viele Funde?

Die Antwort ist zumindest im Fall der USA ganz einfach: Zum Zeitpunkt der Studie war in den USA die Herstellung und der Verkauf von Prohormonen und sogenannten Designer-Steroiden noch legal – entsprechend wurden teilweise in den gleichen Produktionshallen Nahrungsergänzungsmittel und Prohormone hergestellt.

Im Jahre 2005 wurde die Gesetzeslage dann verschärft, im Dezember 2014 unterzeichnete Präsident Obama schließlich das DASCA (Designer Steroid Control Act), das sämtliche Prohormone und ihnen ähnliche Substanzen im freien Handel verbietet.

Mittlerweile haben einige findige Unternehmen aber schon wieder neue Alternativen gefunden – deshalb sind Supplements, die in den USA produziert werden, noch immer mit Vorsicht zu genießen.

Wie sieht es mit Produkten aus, die nicht auf der Liste stehen?

800 Produkte finden sich auf der Liste – das ist in Anbetracht des Umfangs des Supplement-Marktes nur ein Bruchteil aller Nahrungsergänzungen. Was also ist mit Produkten, die nicht auf der Kölner Liste stehen?

Zunächst einmal gibt es eine ähnliche Institution wie die Kölner Liste auch englischsprachig in den USA und Großbritannien: Informed Sports zertifizierte Produkte sind ebenfalls auf verbotene Substanzen hin getestet.

Ist ein Produkt dagegen auf keiner der Listen zu finden, können Informationen höchstens vom Hersteller selbst bezogen werden – und hier ist das Misstrauen natürlich größer als bei einer unabhängigen Analyse, bei der bei Beeinflussung der Ergebnisse juristische Konsequenzen drohen.

Die Initiatoren der Kölner Liste warnen vor allen Dingen vor nicht getesteten Produkten aus den USA und China, da hier besonders häufig verbotene Substanzen gefunden wurden.

Die Kölner Liste – begrenzt sinnvoll, nicht nur für Profisportler

Auch wenn die Kölner Liste durch den Olympiastützpunkt Rheinland natürlich zunächst vor allen Dingen für die eigenen Athleten ins Leben gerufen wurde, stand von Anfang an Transparenz für jeden Sportler im Mittelpunkt – und auch deshalb kann die Produktdatenbank von jedem ganz einfach durchsucht werden.

Denn natürlich ist es auch ohne Dopingkontrollen schon der Gesundheit wegen sinnvoll, verunreinigten Nahrungsergänzungsmitteln keinen Platz im Shaker einzuräumen.

Hundertprozentige Sicherheit wird es im Zusammenhang mit Supplements leider für den Normalverbraucher nie geben – und auch wenn ein Produkt auf der Kölner Liste steht, ist das noch keine Garantie für Dopingfreiheit.

Leider werden die untersuchten Verpackungen vom Hersteller selbst eingeschickt, was natürlich Misstrauen entstehen lässt – am Ende muss man sich also auch hier wieder darauf verlassen, dass der Hersteller des entsprechenden Supplements sich an die Regeln hält.

Insgesamt ist die Kölner Liste also eine gute Idee, die noch besser umgesetzt werden müsste, indem etwa Verpackungen zur Untersuchung selbst bestellt und sich nicht auf die Selbstauskunft verlassen wird, sondern Überprüfungen stattfinden – da es eine solche Institution aber aktuell nicht gibt, bleibt die Kölner Liste die einzige mögliche Orientierung in Bezug auf verbotene Substanzen in Supps.

Bild im Artikel: melis / Shutterstock.com